Wandel & Vorurteil made in Sachsen-Anahlt

09.11.2011 -  

Das Land Sachsen-Anhalt ist die vielleicht dynamischste Region Deutschlands. Ein tiefgreifender Wandel steht bevor und dieser bringt auch Vorurteile mit sich.

 

 

 

 

 

 

 

Wandel schafft Überforderung schafft Vorurteile

 

Vorurteile gibt es immer. Sie haben allerdings Hochkonjunktur in Zeiten des persönlichen betreffenden Wandels. In Zeiten, in denen die globalen Veränderungen einen Einfluss auf das individuelle Leben haben und Ängste, Orientierungslosigkeit und Unsicherheiten reproduzieren und damit zu dauerhafter Überforderung führen. Auf der Suche nach Sicherheit und Orientierung bei der Beurteilung dieser Welt greifen Menschen zu Komplexität reduzierenden Vorurteilen.

 

Überforderung als Dauerzustand

 

Bereits vor der prägenden Corona-Pandemie war klar: Die Welt steht vor tiefgreifenden Wandlungsprozessen. Das Klima wandelt sich. Die internationale Diplomatie hat es immer schwerer, den Frieden zu wahren. Die Weltwirtschaft scheint keine Wege aus der andauernden Krise zu finden. Und auch der deutsche Staat steht vor riesigen Aufgaben, wenn die geburtenstarken Jahrgänge den Arbeitsmarkt verlassen, die Automobilindustrie sich neu erfinden muss oder man im Wettlauf der Informationstechnologie mithalten will. Die beschleunigte Schlagzahl dieser immensen Herausforderung macht die scheinbare Überforderung zum Dauerzustand. 

 

Die Stressgesellschaft und ihre Abwehrmechanismen

 

Zwar gab es auch in den letzten Dekaden globale Wandlungsprozesse. Doch selten waren deren Auswirkungen für die Menschen in Deutschland so direkt spürbar wie derzeit. Zeitungen titeln, wie Geflüchtete Kriminalität ins Land bringen oder Arzttermine blockieren. Menschen haben Angst davor, im Winter im Kalten zu sitzen oder ihre Stromrechnung nicht zahlen zu können. Und die Inflation und Preissteigerungen bedrohen die finanzielle Existenz. Diese persönliche Betroffenheit führt zu subjektivem Stress in großen Teilen der Bevölkerung. Deutschland wird zu einer Stressgesellschaft.

 

Sachsen-Anhaltischer Stresstest

 

Besonders hoch schlägt das bundesweite Stressbarometer in Sachsen-Anhalt aus. Denn das Land – und speziell die Region Magdeburg – stehen vor einem tiefgreifenden Wandel. Das Technologie-Cluster um den Chip-Konzern Intel wird nicht nur den Wohnungsmarkt, die Infrastruktur und den Arbeitsmarkt massiv prägen, sondern auch die Zusammensetzung der gesamten Bevölkerung neu ordnen. Bei allen positiven Effekten steht Sachsen-Anhalt vor einem Stresstest. Und da die Entwicklung auf viele Menschen einschüchternd wirkt, bilden sich Abwehr- und Fluchtmechanismen heraus – kurz: Vorurteile gegen das Fremde und den Fortschritt.

 

Vorurteilsforschung „Made in Magdeburg“

 

In diesen Zeiten dieses Wandels ist eine hiesige Vorurteilsforschung wichtiger denn je. Nehmen uns die vielen Zuwanderer wirklich die Arbeitsplätze weg? Macht Intel den Mittelstand kaputt und treibt die Mietpreise in unermessliche Höhen? Wird die Umwelt nie wieder die Gleiche sein? Und kann man sein Bier in Magdeburg bald nur noch auf Englisch bestellen? Vorurteile wie diese werden es sein, die zukünftig die Gespräche an Stammtischen, bei Geburtstagsfeiern oder in Fußballkabinen prägen werden. Und zum Aufbau vorurteilsfreier und vorurteilskritischer Ressourcen „Made in Magdeburg“ soll eine wissenschaftliche und didaktische Aufarbeitung des Themas durch eine Arbeitsstelle Vorurteilsforschung erfolgen.

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